Was ein rechter Barock-Fürst war, der hatte seine eigene Wunderkammer. Mit zahllosen kuriosen und kostbaren Objekten. Die Benchmark dazu bildet jene von Rudolf II. in Prag, welche seine Zeitgenossen in höchstes Entzücken und die anderen Höfe in Neid versetzte. Wie müsste eine solche Wunderkammer heute aussehen? Klaus Littmann gibt davon eine Vorstellung. Zusammen mit Stasia Hutter hat er in den Kellerräumen der Kirschgartenstrasse 5 in Basel eine zeitgemässe Variante entwickelt. Inklusive den notwendigen, geschichtlich überlieferten Ingredienzien: den Naturalia und Artificialia, den Exotica und Scientifica. 

Den Rahmen allerdings bildet kein fürstliches Schloss, sondern der bisher leerstehende Keller eines ehemaligen Industriebaus, düster und weitab von den Vorstellungen von Kaiser Rudolf. Und doch können die Werke gerade hier ihren Zauber erst recht verbreiten. Es sind – sehr zeitgemäss – extra für diesen Anlass geschaffene Installationen, Photos und Malerei (die Artificialia), Objekte von allen Kontinenten (die Exotica), solche aus den Tiefen des Meeres (Naturalia) und unbekanntes Werkzeug von Forschern und Handwerkern (die Scientifica). 

Zusammengetragen wurde all dies aus Sammlungen, die vom Kleinbasel bis ins Valle di Muggio reichen. Das allermeiste wurde bisher nie öffentlich gezeigt, doch alles hat seine ganz eigene Qualität. Die Wirkung ist – wie beim geschichtlichen Vorbild – Staunen, Freude und Überraschung. Gerade in Basel, wo alter Wohlstand mit gehöriger Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit  einhergeht, ist unendlich viel zu entdecken. Die Ausstellungsmacher bringen ihre zahllosen Fundstücke in Kontrast und Harmonie zueinander. Das lässt eine bisher nicht gehörte, wunderbare Kunstkammer-Musik erklingen.

mehr zu KAMMERMUSIK Eine temporäre Kunst- und Wunderkammer, Basel 2010

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