beteiligte Künstler:

Tazro Niscino (JP)

Das Projekt

Die Neuverortung der Wahrnehmung

Der japanische Künstler Tazro Niscino (*1960 in Nagoya) und Klaus Littmann gaben dem Engel auf der Spitze des Chordaches ein temporäres Zuhause, oder um den Titel einer anderen Installation von Niscino zu zitieren, er gewährte dem Engel ein «obdach». Denn auf dem Bretter-Plateau, das über den Gerüstturm auf der oberen Chorgalerie zu ersteigen war, errichtete er ein Zimmer, eine isolierte Wohnzelle. Der Engel residierte dort im Innern des provisorischen Häuschens auf dem flachen Teetisch, er gehörte vorübergehend zum Inventar einer bürgerlichen Wohnstube. Denn abgesehen von dieser seltsam anmutenden Wetterfahne aus dickem, grün angelaufenem Kupferblech regierte hier der bürgerliche Wohngeschmack Mitteleuropas. Auf dem künstlichen Parkett standen einladende Sesselschalen, an der Wand das Bücherregal mit einer literarischen Zufallszusammenstellung. Wäre da nicht jenes ungleichzeitige Geschöpf gewesen, man hätte meinen können, das sei ein Wohnzimmer von der Stange. Wer oben gewesen ist, wird bestätigen, dass die grandiose Aussicht über den Rhein nach Westen stutzig machte; das war trotz der listigen Unauffälligkeit kein Billigquartier, sondern etwas schwer zu Fassendes, angesiedelt in einer Situation, die einfach und aberwitzig zugleich ist. Die ganz Vernünftigen haben längst den Kopf geschüttelt. Die Absurdität erscheint nämlich vollkommen: Zwei Welten trafen aufeinander, und das seltsame Abenteuer, diese durchaus surreale Montage, war so konkret wie nur möglich, sie war begehbar, und jetzt, nachdem sie wieder zurückgebaut ist, fragt sich der Besucher: War das wirklich?

Historie:

Publikationen

Engel

Engel

Reinhard Ermen

DE, EN
Publikationsdatum: 2002
100 Seiten, Hardcover
CHF 35.00, € 23.00
ISBN: 978-3-7245-1415-08

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