Die Scheinwelt des Franz Burkhardt
In der Central Station sind Zeichnungen und Skulpturen des Künstlers vereint
Basler Zeitung, 17. April 2018, von Raphael Suter

Basel. Es ist ein eigenes Universum, in das uns Franz Burkhardt in der Central Station entführt. Eine Parallelwelt im Untergrund, in der mehr Schein als Sein ist. Aber da dieser Schein so perfekt inszeniert ist, wird er zur eigenen Realität. Verwundert und irritiert steht der Besucher zwischen Häuserzeilen, die mehr als nur Kulisse sind. Und er entdeckt die unzähligen Details, die Burkhardt der realen Welt entnommen und sie perfekt in seine Welt übernommen hat. Es geht ihm dabei nicht um ein Abbild der Realität, sondern um Authentizität. «Nur der Schein trügt nie», meinte Oscar Wilde, und Franz Burkhardt hat diese Erkenntnis in seinem Schaffen verinnerlicht.

In Franz Burkhardt jetzt eine Art Kulissenbauer zu sehen, wäre völlig verfehlt und würde diesem grossartigen Künstler keinesfalls gerecht werden. Burkhardt ist so etwas wie ein Universalkünstler, der gebaute Skulpturen, Zeichnungen und nicht zuletzt seine ebenso ironischen wie treffenden Sprüche und Lebensweisheiten zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügt.

Der «ganze» Burkhardt ist jetzt in einer Ausstellung in der Central Station zu erleben. Unter dem Titel «B.Z.W. Die Meinung ist der Feind des Denkens» sind in drei Räumen «Zeichnungen und nicht gefundene Objekte» zu sehen.

Hier werden die bildhauerischen und zeichnerischen Fähigkeiten von Franz Burkhardt noch stärker in den Vordergrund gerückt. Was, in der Central Station verteilt, überall mal aufblitzt, steht nun ganz im Zentrum. Es ist eine verdiente Würdigung des Künstlers, der sich in seiner Bescheidenheit gerne im Hintergrund hält.

Zeichnungen und Texte

Im «Salon des Dessins» hat Klaus Littmann, der hier als Kurator für seinen langjährigen Freund wirkt, ausgewählte Zeichnungen Burkhardts aufgereiht. Der Künstler spielt mit Bildern und Texten und weckt verschiedenste Assoziationen. Ein Autowrack nach einem Crash stellt er einem lieblichen Porträt der verstorbenen Fürstin Gracia von Monaco alias Grace Kelly gegenüber. Oder er gibt Einblick in eine Vagina zusammen mit dem Porträt eines geschleckten Musterschülers. «Die Quelle allen Unglücks» nennt Burkhardt diese Bildkombo ironisch. Seine Texte sind mehr als nur schmückende Beiwerke. Sie sind ein wichtiger Teil des Werkes – als Provokation, zur Irritation und als Denkanstoss. Die «Metaphysische Bedürfnislosigkeit» lässt sich durch einen 780-fränkigen Kurs (inklusive ein Getränk) erreichen. Und «The House of Pain» ist für Franz Burkhardt eine Damenperücke. «Die Entdeckung der eigenen Bedeutungslosigkeit» veranschaulicht der Künstler am Beispiel eines Mannes, dessen Gehirn mit einem komplexen Instrument erforscht wird.

Skulpturale Abfallmulde

In jeder Hinsucht gewaltig ist das Werk «7 Kubik» im «Collector’s Space» der Central Station. Ein Bauschuttcontainer mit scheinbar tonnenschwerem Inhalt. Bei Franz Burkhardt natürlich eine original- und detailgetreue Installation aus Sperrholz und Farbe, die aber einmal mehr so realistisch wirkt, dass sie manche Besucher bloss als normale Abfallmulde wahrnehmen.

Im dritten Raum, der «Galerie Idea Dynamica», werden das zeichnerische und das skulpturale Schaffen Burkhardts zusammengeführt. «La Nudite: Rien de Nouveau» ist die Ankündigung des Programms mit den Pin-ups Monika, Mano, Tanya und Lora, die sich in einem Schaukasten freizügig zeigen. Daneben setzt sich die Installation «Der Traum vom Anderssein» aus einem Styrodur-Heizkörper und einer gerahmten Zeichnung zusammen. Auch hier räkelt sich wiederum eine Nackte im Bild –eines der Lieblingsmotive von Franz Burkhardt.

Franz Burkhardt:

«B.Z.W. Die Meinung ist der Feind des Denkens». Bis 28. April in der Central Station, Sternengasse 19, 1. UG, Basel.
Donnerstag & Freitag 17 – 21 Uhr, Samstag 11 – 17 Uhr

www.centralstation.me

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