20 minuten; 31.10.2016
Gesucht werden nicht etwa Supermodels oder die Stimme der Nation. Klaus Littmann will im Casting vielmehr aus den kreativen Ressourcen Basels schöpfen.
Sie sind aus jeder Ecke der Region angereist, die Kandidaten für Klaus Littmanns «Central Station Casting» am Freitag. Kriterien für die Zulassung gab es keine – eine Voranmeldung eben so wenig. «Wir wussten nicht, wer kommt», sagt Littmann mit einem Schmunzeln. Die langjährige Basler Kulturgrösse will unter den Bewerbern einen Partner für ein Projekt in den nächsten drei Jahren in der Stadt finden. Was genau das sein soll, behält er noch für sich.
Das hielt die Kandidaten aber nicht davon ab, zahlreich ihre Projekte vorzustellen. Pünktlich zum Anfang um 10 Uhr hatten sich im Untergeschoss der Sternengasse 19 bereits über ein Dutzend Bewerber versammelt. Einer nach dem anderen traten sie vor die heterogene Jury, bestehend aus Littmann selber, Valora-VR-Präsident Rolando Benedick, Unternehmer Manuel Levy, Designer Markus Abt und Aktions-Künstler Enrique Fontanilles.
Bunt trifft auf bunt
Ebenso vielfältig wie die Juroren waren die Kandidaten und ihre Projekte. Die 29-jährige Baslerin Ella Waldmann brachte ihre hausgemachten Glacesorten mit. Diese macht sie in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen, von eher üblicher Schokolade über Chai-Tee bis zu jedweder Wunschkombination. «Ich mache die besten laktosefreien Glace», sagt sie stolz. Ihre Leidenschaft für Glace-Experimente entdeckte sie, als sie ihrem Sohn, der an Laktoseintoleranz leidet, eine Geschmacksalternative bieten wollte. Nun will sie ihren kleinen Betrieb ausbauen.
Es gab auch Konzepte zu bestaunen, die in ein traditionelles Kulturmuster fallen. Neben einer Tänzerin, die tanzt, und einem Maler, der malt, zeigte Alan Arnold (40) aus Binningen Bilder seiner dreidimensionalen Kunstwerke. «Ich habe vor zwei oder drei Jahren mit Acrylmalerei angefangen und mich dann auf 3-D umorientiert. Jetzt will ich eine Ausstellung realisieren», sagt er. Sein grosses Vorbild: der Schweizer Surrealist H.R. Giger. Von etwas weiter weg angereist war Antoine Zgraggen, und zwar aus dem deutschen Schliengen. Seine Vision ist, das grösste Schiffshorn der Welt (5,5 Tonnen) den Rhein hochziehen zu lassen und damit freudige Ereignisse anzukündigen.
Littmann ist zufrieden
«Ich wollte wissen, was passiert, wenn man so etwas ausruft», sagt Littmann. Es sei ihm darum gegangen, herauszufinden, womit sich Menschen beschäftigen und was sie realisieren wollten. Über die dargebotene Vielfalt der Projekte zeigt er sich erstaunt: «Es kommen viele Menschen mit vielen Ideen.»
Einige der Ideen wolle er bereits realisieren und ihnen eine Plattform anbieten. Über die Details dazu gibt sich Littmann aber wortkarg. Auf jeden Fall ziehe er aber eine gute Bilanz. «Wir sind positiv überrascht», sagt er zum Eindruck der Jury. Auf jeden Fall wolle man das Casting wieder einmal machen. Auch einen Favoriten unter den Kandidaten hat er bereits. Wer das ist, will er aber noch nicht verraten. (las)