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«Ich will, dass Basel zwölf neue Planeten hat!» Wäre Klaus Littmann nicht Klaus Littmann, man würde ihn für grössenwahnsinnig halten. Aber dem Basler Kunstvermittler und Kurator ist es – wie immer – ernst: Heute Abend wird er neun gigantische mit Helium gefüllte Kugeln in den Basler Abendhimmel steigen lassen. Knapp zwei Wochen werden sie über dem Waisenhaus- und Lindenberg-Areal schweben, festgemacht an robusten Stationen auf dem Boden.

Zwei Tage vor der Vernissage stehen die Ballons fix aufgeblasen und bereit zwischen den spielenden Kindern beim Waisenhaus. Ein kleiner Junge lehnt sich an eine Kugel mit roten Schlieren und moosgrünen Kratern. Die Motive auf den Hüllen sind alle von Künstlern gestaltet, diese hier vom monegassischen Künstler Michel Blazy. «Man würde nie darauf kommen, was hier abgebildet ist», sagt Littmann und grinst.

Er hat den Jungen nicht zurechtgewiesen, das hier soll schliesslich Kunst für die Öffentlichkeit sein. Und tatsächlich: Was hier abgebildet ist, erkennt man nur dank Erklärung. Michel Blazy hat ein paar Wochen lang eine Fertigpizza ihrem ungekühlten Schicksal überlassen. Das Resultat davon ist jetzt gedruckt auf dieser Kugel zu sehen. Genannt hat Blazy seinen Planeten nach der Marke des Tiefkühlprodukts: Buitoni. Ein Kommentar auf die verschwenderische Natur des Menschen, erklärt Littmann, genau das, was man ja auch mit natürlichen Ressourcen mache – und letztendlich mit dem Planeten selbst.
Mehr plakativ als aufrüttelnd

Auch Enrique Fontanilles, der Basler Künstler und Kollege von Littmann, hat seinen Planeten mit einer politischen Botschaft versehen. Er nennt ihn «Mir Idiot», nach der russischen Raumschiffstation. Einerseits soll das auf die Idiotie der Menschen anspielen, andererseits bedeute «Mir Idiot» aber auch übersetzt «Die Welt/Der Friede geht».

«Toll, oder?» Littman liest dazu einen von Fontanilles aufgeset zten Werktext vor, in dem es um den deutschen Raketenforscher Wernher von Braun geht und um SpaceX, das Raumfahrtunternehmen des Tesla-Gründers Elon Musk. Der Mensch strebe den Besitz eines neuen Planeten an, schreibt Fontanilles, und die Kunst verkomme zur Trophäe, statt ihre Arbeit als kritischer Zeitzeuge zu erfüllen. Visualisiert hat Fontanilles diese Gedanken mehr plakativ als aufrüttelnd – in einem Globus mit Tarnmuster und Zielkreis.

Umso schöner sind dafür die Kugeln ohne explizit politische Botschaften: Der chinesische Künstler Ren Zhitian zeigt einen Planeten mit der Oberfläche eines Hirns, der Basler Hanspeter Hoffmann einen riesigen Augapfel, der über die Stadt schauen wird. Der Planet des Zürchers Daniele Buetti ist ganz grau, «zubetoniert», sodass er bei verhangenem Himmel kaum zu sehen sein wird.

In der poetischen Sichtbarkeit liegt die Stärke des Projekts: Je nach Wetter und Lichteinfall werden die neun Planeten (es sind insgesamt zwölf, aber aus Platzgründen dürfen immer nur neun in der Luft sein – Littmann verspricht jedoch, sie regelmässig auszuwechseln) mehr oder weniger am Basler Himmel zu sehen sein. Das grosse Spektakel aber, so Littmann, trete nach Sonnenuntergang ein: Dank LED-Lichtquellen werden die Ballons zu leuchtenden Sphären über dem Kleinbasel.
Bis zu 80 Meter weit oben

Littmanns Projekt will die Fragilität unseres Planeten thematisieren und ist dabei auch selbst natürlichen Faktoren ausgeliefert.

Je nach Wetter muss das Helium in den Ballons reduziert oder aufgestockt werden, die Kugeln sind Winden und schwankenden Temperaturen ausgeliefert. Deshalb muss der «Jardin des Planètes» auch rund um die Uhr von Fachpersonen betreut werden.

Und was ist mit dem Luftverkehr? Keine Sorge: So weit oben werden die Ballons nicht angebracht sein. Littmann hat die Erlaubnis, sie bis zu 80 Meter hoch schweben zu lassen. So weit wird es aber wohl gar nicht kommen: «Wir brauchen diese Höhe gar nicht, der Garten gelingt auch weiter unten – in erster Linie dank der unterschiedlichen Höhen der Planeten.» Welcher Planet wo wie hoch schweben wird, lässt er noch offen: «Das entscheide ich dann bei der Hauptprobe.» Da wird er von der Pfalz beim Basler Münster aus die Höhe der Planeten dirigieren.

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