von Raphael Suter, Basler Zeitung, 16.11.2018
Der Kurator Ulf Küster hatte für den Anlass den passenden Rahmen mit grossartigen Werken aus der Sammlung Beyeler zum Thema Natur und Wald von Henri Matisse, Wassily Kandinsky, Christo, Paul Cézanne, Mark Tobey und Philippe Parreno geschaffen.
200 Bäume im Stadion
Im Mittelpunkt stand allerdings die Zeichnung «Die ungebrochene Anziehungskraft der Natur» von Max Peintner, welche Menschen in einem Stadion zeigt, die auch von den Rängen herab einen Wald anschauen. Diese Bildidee setzt Klaus Littmann jetzt im Stadion von Klagenfurt im kommenden Herbst um. Dies mit der fachlichen Unterstützung von Landschaftsarchitekt Enzo Enea (Enea Landscape Architecture), der für die Gestaltung des authentischen Mischwaldes im Fussballstadion Wörthersee verantwortlich sein wird.
Das Aufstellen eines organischen Waldes auf einem Spielfeld ermöglicht einer breiten Gesellschaft in einer symbolträchtigen Arena, Natur als Inszenierung zu erfahren, gleichsam als Mahnmal des Lebens, Skulptur, Symbol, Installation und mehr. Die Bäume werden nach der Intervention in der Nähe des Stadions eingepflanzt – so wird der Stadionwald als Waldskulptur in der Erinnerung verwurzelt.
In seinen Ausführungen nahm Klaus Littmann Bezug auf Ernst Beyeler, der sich im Vorwort des Kataloges zur Ausstellung «Magie der Bäume» über den grossen Zauber, den Bäume auf den Menschen ausüben, äusserte. Die Ausstellung solle auch zur Besinnung aufrufen, «was uns Bäume schenken, dass sie uns schützen, dass wir ihnen aber deswegen auch ganz besonderen Schutz zukommen lassen müssen, nicht nur in fernen Ländern, sondern auch bei uns».
Wyss und sein Engagement
Littmann verwies zudem auf den Schweizer Unternehmer Hansjörg Wyss, der ebenfalls Präsident der Beyeler Stiftung ist und der Ende Oktober angekündigt hat, eine Milliarde Dollar für den Umweltschutz zu spenden. Sein Beweggrund: «Schätzungen zufolge verschwinden Pflanzen- und Tierarten heute tausendmal schneller als vor der Ankunft des Menschen auf diesem Planeten. Es ist der richtige Zeitpunkt, um ein Zeichen zu setzen. Wir müssen den Planeten retten, bevor es zu spät ist.» Und weiter: Wer in seinem Leben Glück und Geld hat, muss auch etwas an die Gesellschaft zurückgeben.
Enzo Enea fasste diese bedenkliche wie bedrohliche Entwicklung so zusammen: «Die Natur braucht keine Menschen. Menschen brauchen die Natur.» Obwohl das Projekt «For Forest» bewusst offengehalten wird und nicht eine bestimmte Ideologie vertreten will, spielen natürlich auch solche Überlegungen stark mit.
Die Stadt Klagenfurt stellt Klaus Littmann das Stadion im September und Oktober 2019 gratis zur Verfügung. Zur Realisierung des Projektes ist er auf «Ermöglicher» angewiesen, wie Littmann die Spender und Mäzene nennt. Mit einer Baumpatenschaft können Private diese Kunstintervention, die um die Welt gehen wird, unterstützen. Dafür bekommen sie ein handkoloriertes Original in Serie der Zeichnung von Max Peintner. An der Präsentation des Projektes in der Fondation Beyeler bekam Klaus Littmann einige Unterstützung aus der Region, was ihn ganz besonders freut.